Das April-Gedicht

Die Mühn der Woche hinter mir gelassen,
Durchbricht die Wolken gar ein Sonnenstrahl,
So viel Freizeit vor mir, ich kann’s nicht fassen,
Ich freue mich aufs allererste Mal –
An diesem Morgen so beschwingt wie nie
Ich gehe in die Neue Galerie,
In Mieses … Hallen will lustwandeln,
Und mit der Kunst der wilden Zwanziger anbandeln,

Der Wind fegt durch die Straßen, kalt und rau,
Der Himmel winterlich, die Wolken grau,
Doch vor Vorfreude schmilzt mein Herz und taut,
Ein schönes Heim hat Mies der Kunst erbaut.

Das Auge weiß nicht, wie alles aufnehmen!
So viele Farben, Formen und Gestalten stürzen auf mich ein,
Hier stacken Kirchners eckige Weiber mir entgegen,
Da drüben fällt der Eifelturm gleich in den Saal hinein,
Hier drehen, wenden sich und tanzen de Skulpturen,
Dort an de Wand unendlich mehren sich kubistische Figuren,
Aus der Leinwand Licht und Gekreisch der Straßenbahn,
Die Menschen taumeln, die Häuser stürzen,
In grellen Farben tobt der Großstadt-Wahn,
Im nächsten Raum Geometrien purzeln,
Und schlagen auch Rad mit viel Elan,

Unter den schwebenden Pagoden ess ich Käsekuchen,
Mit Blaubeeren, New York Style,
Und zärter schmelzend könnte er nicht sein,
Doch über den Kaffeepreis muss ich fluchen,
Ganz schwindlig wird es mir, befürchte ich, gleich, weil
Die psychedelischen Tapeten zoomen rein,
Und sich entfernen, kommen wieder näher,
Als wollten sie mir meinen Kopf verdrehen,

Man atmet Kunst, nimmt in der Kunst ein Bad…